MyHM
Das Gen MYH1 ist für den Aufbau eines Muskeleiweißes verantwortlich. Die Mutation des Gens steht im Verdacht für Schübe immunvermittelter Muskelentzündungen (IMM oder nicht-belastungsabhängiger Rhabdomyolyse) bei Pferden verantwortlich zu sein.
Dabei gibt es ein paar wirklich interessante Besonderheiten:
- Um Symptome zu entwickeln muss zusätzlich ein Auslöser vorliegen
- Auch Pferde ohne die Mutation können erkranken
- Selbst doppelt positive Pferde haben nicht zwangsläufig ein Risiko, auch nicht, wenn ein Auslöser vorliegt (variable Penetranz)
- Wie viele der Genträger im Lauf des Lebens erkranken ist nicht bekannt und wird noch erforscht
- Pferde zwischen 8 und 17 Jahren scheinen paradoxer Weise "immun" zu sein
- 24,3% der EliteReiner tragen die Genmutation
Die Forschung dauert an.
Vorbeugung und Behandlung
Genträger sind voll belastbar und bedürfen keiner Sonderbehandlung oder Diätfütterung.
Jedoch: Vor allem Druse-Infektionen und die Druse-Impfung stehen als Auslöser von Schüben in Verdacht. Letztere wird für Pferde mit der MYHM-Mutation deshalb nicht empfohlen. Vorsichtshalber sollte das Pferd nach Impfungen beobachtet werden, solange nicht bekannt ist wie es reagiert.
Der Gentest hilft im Falle einer Immunreaktion schnell und richtig zu reagieren, wird also empfohlen.
Schnelle Reaktion ist gefragt! Der behandelnde Tierarzt sollte über die Mutation informiert sein. Wenn ein Pferd nach Kontakt mit einem bekannten Auslöser Symptome zeigt, sollte schnellstmöglich eine Steroid-Behandlung eingeleitet werden, dann hält sich der Schub in Grenzen. Ein Muskelabbau bildet sich in der Regel komplett zurück.
Verbreitung
Die MYH1-Mutation liegt vermutlich bei etwa 7 % der Quarter Horses doppelt oder einfach vor und ist am häufigsten bei Reining-, Working Cow Horses und Halter-Linien zu finden (16-24,3% Träger).
Da der Test erst seit 2018 möglich und nicht verpflichtend ist sowie viele gesunde Pferde offenbar Träger sind, muss jedoch von einer gewissen Dunkelziffer ausgegangen werden. Es gibt eine Studie an der Besitzer von Genträgern (ausdrücklich auch gesunden!) teilnehmen können.
Symptome
Eine Immunreaktion zeigt sich durch einen sehr schnellen Muskelabbau der Rücken und Kruppenmuskulatur. Steifheit im Gang oder Kreuzverschlagähnliche Symptome sind ebenfalls berichtet worden.
- Steifheit
- Fieber
- Rascher Muskelabbau an Rücken und Kruppe innerhalb von 1-3 Tagen
- Mattheit
- Appetitlosigkeit
Es ist bekannt, dass Pferde, bei denen nur ein Gen betroffen ist, wenn sie überhaupt erkranken, keine schweren Symptome zeigen. Doppelgenträger erkranken häufiger und heftiger, können aber ebenfalls lebenslang symptomfrei sein.
Vererbung
MyH1 wird dominant mit "variabler Penetranz" vererbt. Dominant bedeutet, dass bereits ein betroffenes Gen zu einem Risiko führt bei Vorliegen eines Triggers eine Autoimmunreaktion zu entwickeln.
Variable Penetranz bedeutet, dass die Mutation nicht zwangsläufig ein Krankheitsrisiko bedingt und manche Pferde vollkommen symptomlos bleiben.
Die Forschung zu den genauen Abläufen und Zusammenhängen ist hierzu noch nicht abgeschlossen.
Für die Zucht heißt das:
Da unter den Trägern viele, sehr gute Sportpferde sind, kann eine Anpaarung trotzdem gewünscht sein. Eine Verpaarung sollte jedoch nur zwischen symptomfreien Einzel-Genträgern und nicht Genträgern erfolgen.
Es ist noch ungeklärt, warum manche Pferde Symptome zeigen und andere nicht. Vermutet wird, dass eventuell noch andere Gene mit beteiligt sind. Sicherheitshalber wird von der Verpaarung von Einzelgenträgern mit Einzelgenträgern momentan jedoch abgeraten um Doppelgenträger zu vermeiden.
Empfehlung
Das Vorliegen der Mutation bedingt keine Krankheit. Der Test sorgt aber dafür, dass einem Träger eventuelle Risiken erspart werden und eine Behandlung im Falle eines Falles zielgerichtet erfolgen kann.